Christian Ludwig Attersee

1940 geboren in Pressburg (mit dem Namen Christian Ludwig)
Er lebt und arbeitet in Burgenland, Niederösterreich und Wien

1957 Studium der Bühnenarchitektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien
1959 – 1963 Studium der Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien
1990 a.o. Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Meisterklasse für experimentelles Gestalten)
1990 Leiter der Malklassen an der Salzburger Sommerakademie
1992 – 2009 Professor für die Meisterklasse Malerei, Animationsfilm und Tapisserie
1997 Großer Österreichischer Staatspreis für Kunst
1999 Leiter der Malklassen an der Salzburger Sommerakademie
2004 Lovis Corinth-Preis
2005 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse

„Attersee ist ein assoziationsreicher Poet, ein Gratwanderer zwischen Phantasie und Wirklichkeit, der in seinen letztlich durchaus kritischen, kollektiv verbindlichen Zeichnungen und Bildern an Zustände und Symptome rührt, mit denen wir tagtäglich zu tun haben.“1

Das künstlerisches Schaffen Attersees beginnt bereits 1951 mit dem Schreiben von Romanen und Liedern sowie dem Entwerfen von Bühnenbildern. Er ist einer der ausgeprägtesten Künstlerindividualisten und gleichzeitig einer der vielfältigsten Künstler Österreichs. Neben seiner Funktion als Maler tritt er auch immer wieder als Musiker in Erscheinung, produziert Filme und entwirft Bühnenbilder.

In den letzten zwanzig Jahren hat die Malerei eine zentrale Stellung in Attersees künstlerischem Leben eingenommen.

Seine Eigenart und Stärke liegt in der einfallsreichen Kombination von Formen und Worten. In den 1960er Jahren malt Attersee plakative, knallig farbige, eher zeichnerische Bilder, die Dinge aus der Alltagswelt, aber auch aus der Science Fiction enthalten. Attersee selbst sieht sich als eigenständiger Mitbestimmer der europäischen Pop Art.
 

In den Frühwerken wird der blinde Konsumwahn nach amerikanischem Vorbild ironisch verarbeitet und hinterfragt. Mit den stilistischen Mitteln der Pop Art und verstörenden, surrealen Motiven verarbeitet Attersee die Werbewelt der Ernährungsindustrie indem er schrille „Speisekugeln“ und „Speisewürfel“ erfindet oder giftgrüne Flüssigkeiten aus einer Suppenkelle in den Teller fließen lässt. In seinem „Großen Suppenschöpferbild“ von 1968 wird von einem eigenartigen Besteck - der Suppenlöffel trägt ein Abbild des jugendlichen Attersee - eine schier ungenießbare Suppe mit künstlicher Einlage angepriesen.
 

In den 1970er Jahren werden die Werke dynamischer und manchmal dekorativ. Vor allem in den 80er Jahren beginnen die Farben des Bildes auf den Rahmen überzufließen und beziehen ihn so in die Bildgestaltung mit ein. Ab den 1990er Jahren wird sein Stil malerisch und expressiver und die Formate größer. Er gestaltet zuerst rein abstrakt den Hintergrund und schreibt danach die Gegenstände ein.

Ab dem Jahr 2000 wird die Bildkomposition bunter, meist überwiegt eine Farbe. Attersee arbeitet mit Wortneuschöpfungen, neuen Sprachbegriffen, die seine Bilder erläutern. Seine Hauptthemen sind Schönheit, Erotik und Sinnlichkeit. Malen an sich ist für Attersee ein sinnlicher Akt. Leuchtende Farben, ein dynamischer Pinselstrich und figurative, oft symbolhafte Darstellungen kennzeichnen seine Arbeiten. Hintergründige Assoziationen und phantasiereiche, narrative Aspekte fließen in seine Gemälde ein.
 

In seinen bühnenhaft inszenierten Bilderrätseln verschmelzen Gegenstände miteinander und führen somit ihre ursprüngliche Funktion ad absurdum. Immer wieder verwendete Motive, wie der Fisch, Gläser oder Äste bewegen sich in einem nicht greifbaren Bildraum. Der blaue Fisch im Bild „Brautschatten“ (1992/93) springt aus dem Wasser, welches durch einen deutlichen Horizont vom übrigen, unruhigen Hintergrund abgegrenzt wurde. An seiner Schwanzflosse hängt an einem spitzen Metallhaken ein Kuvert.

Völlig realitätsfern wird der Eindruck erweckt, als hätte sich der Fisch gerade eben einen Brief aus dem Wasser geangelt. Seltsamerweise wachsen Äste und andere spitze Gegenstände aus dem Fischkörper, die widersprüchlich und schwer deutbar sind.
 

Im Bild „Taumütter“ (1995) werden silberne Fische von wild bewegten Wellen hin- und hergerissen. Das Briefkuvert, ein Lieblingsmotiv Attersees, verschmilzt mit den Fischen und symbolisiert das Geheimnisvolle und Unbekannte. Über der See wölbt sich ein mit dunklen Gewitterwolken verhangener Himmel. Die farbigen Akzente in rot, grün und blau und ihre dynamische Setzung mit dem Pinsel weisen Wasser und Himmel an die Grenze zur Abstraktion.