Der überraschende Erfolg der Firma Kohn auf der Pariser Weltausstellung 1900 und die negativen Kritiken über die eigenen Produkte zwangen nun die Firma Thonet, um nicht völlig ins Hintertreffen zu geraten, zu einer Änderung ihres Möbelprogrammes. Die sogenannten "Architektenentwürfe" von Siegel, Wagner, Hoffmann und Moser hatten J. & J. Kohn einen ungeheuren Prestigegewinn gebracht. Während Kohn bereits früh auf die Wiener Avantgarde gesetzt hatte, orientierte sich Thonet immer noch primär an dem ornamentalen Jugendstil französischer und belgischer Provinienz.
Kurz nach der Jahrtausendwende war nun die Situation eingetreten, dass die Erzeugnisse der traditionell die Vormachstellung innehabenden Firma Thonet plötzlich unmoderner und somit der Konkurrenz unterlegen waren. Die Reaktion von Thonet war, dass sie nun ihr Programm dem neuen Trend anzupassen versuchten und Josef Hoffmann, Otto Wagner, Joseph Urban, Marcel Kammerer und später Leopold Bauer als Berater verpflichteten.
Daneben wurden auch die Modelle der Konkurrenz mit leichten Varianten in das eigene Programm aufgenommen, wie z.B. bei dem sogenannten "Fledermausstuhl". Dieses Modell muss offensichtlich so erfolgreich gewesen sein, dass Thonet nach demselben Grundschema ähnliche Modelle herausbrachte: Die ursprünglich kugelförmige Versteifung am Ansatz des Stuhlbeines wurde durch eine eiförmige ersetzt, weitere Variationen betreffend die Rückenlehne, die geflochten, gepolstert oder aus Sperrholz war. Nicht selten tauchen auch exakt dieselben Modelle in den Verkaufskatalogen beider Firmen auf.
Ebenso wie Kohn hatte also auch Thonet bald ihr Bugholzprogramm dem Stil der Wiener Avantgarde angepasst. Allerdings besteht auch hier das gleiche bereits im Zusammenhang mit der Firma Kohn erwähnte Zuschreibungsproblem: weder die einzelnen Möbel noch die Verkaufskataloge geben irgendeinen Hinweis bezüglich des Entwerfers. Da aber gewisse Stilmerkmale durchaus auch im firmeneigenen Entwurfsbüro adaptiert wurden, geraten Zuschreibungen nicht selten zu reinen Spekulationen.
1923 fusionierten die Konkurrenzfirmen Thonet, Kohn und Mundus und beherrschten somit den gesamten Bugholzmarkt.
Die Möbel der Firma Thonet sind mit einem Etikett, Brand- und Farbstempel gekennzeichnet. Von 1881 bis 1921 lautete die Aufschrift der registrierten Schutzmarke: THONET/WIEN mit überkreuzten Initialen GT an beiden Seiten. Nach 1890 als Schwarzdruck auf verschiedenfarbigem Grund, nach 1900 auf rosarotem Fond und nach 1910 in Schwarzweiß.