Im Jahr 1849 gründete der jüdische Unternehmer Jacob Kohn (1791–1866) zusammen mit seinem Sohn Josef (1814–1884) in Vsetín, Mähren, eine Fabrik zur Herstellung hölzerner Bauteile. 1867 erhielt Kohn ein Privileg zur Verbesserung der Methode zum Biegen von Langholz. Bereits ein Jahr später, 1868, nahm die in Vsetín errichtete Manufaktur zur Produktion von Bugholz ihre Produktion auf. Im Jahr 1900 beschäftigte die Firma 6300 Arbeiter, die eine tägliche Produktion von 5500 Möbelstücken erstellten.
Josef Kohn orientierte sich zwar am Geschmack besser situierter Klienten, hatte jedoch lange Zeit keine qualifizierten Gestalter für Salonmöbel. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 konnte Kohn erstmals Modelle vorstellen, die von Gustav Siegel (1880–1970), einem künstlerischen Mitarbeiter der Wiener Werkstätte und Schüler Josef Hoffmanns, entworfen worden waren. Gustav Siegel wurde daraufhin Chefdesigner der Firma Kohn und war für die meisten der Entwürfe verantwortlich. Von da an waren Bugholzmöbel nicht mehr anonyme Industrieprodukte für den Massenmarkt, sondern wurden zu einem Teil des Arts and Crafts Movements und des Produktdesigns. 1901 wurde Jacob & Josef Kohn die Ehre zuteil, die Gestaltung des Ehrensaales der Österreichischen Ausstellung in Glasgow durchzuführen.
Eigene Verkaufshäuser bestanden in Antwerpen, Barcelona, Berlin, Budapest, Hamburg, Köln, London, Madrid, Marseille, Mailand, Moskau, Neapel, Nürnberg, Paris, Rom, St. Petersburg und Warschau und andere Vertretungen und Agenturen an allen wichtigen Handelsemporien. Die Erzeugnisse des Hauses wurden vor 1900 bereits mit 36 ersten Medaillen und Ehrendiplomen fast auf allen Ausstellungen prämiert.
Neben Josef Hoffmann gestalteten Architekten, wie Otto Wagner, Adolf Loos, Koloman Moser oder Otto Prutscher, Produkte der Firma Kohn, welche zu einem großen Erfolg bei der Kölner Werkbundausstellung im Jahr 1914 führten.
Die Zusammenarbeit mit Josef Hoffmann förderte das Ansehen und den Erfolg der Firma Kohn. So lieferte Hoffmann Entwürfe wie die „Sitzmaschine“ aus dem Jahr 1904 und Stühle für das Wiener Cabaret Fledermaus im Jahr 1907. Das Sanatorium Purkersdorf stattete Hoffmann mit Esszimmerstühlen aus schichtverleimter Buche mit kreisförmigen Verzierungen aus, welche er bei Jacob & Josef Kohn ausführen ließ. Für die Kunstschau in Wien im Jahr 1908 gestaltete er im Auftrag von Kohn ein kleines Landhaus samt Inneneinrichtung. Otto Wagner ließ die Stühle für das Depeschenbüro der Zeitung „Die Zeit“ bei Kohn fertigen.
Mit Hilfe von Möbelstoffen der Firma Backhausen schufen die Künstler Sitzmöbel, welche einen für die damalige Zeit außerordentlichen Wert besaßen. Jacob & Josef Kohn wurde zu einer führenden Firma im Bereich der Möbelherstellung und gründete zusammen mit der Wiener Werkstätte eine Disziplin, welche Jahre später als „Industriedesign“ Bezeichnung fand.
Der Erfolg und die Bedeutung der Firma Kohn wurde auch durch die Teilnahme an einer Vielzahl von Ausstellungen im In- und Ausland und dort verliehener Auszeichnungen unterstrichen.
1914 fusionierte J. & J. Kohn mit der Mundus AG (Kohn-Mundus), welche wiederum 1922 in die Firma Gebrüder Thonet eingegliedert wurde (Thonet-Kohn-Mundus). Die Marke Kohn blieb bis zum Jahr 1937 bestehen. Möbel von Jacob & Josef Kohn findet man heute in Museen, wie dem Museum of Modern Art in New York oder dem Musée d’Orsay in Paris und dem Museum für angewandte Kunst, MAK, in Wien.